Sehen und gesehen werden I 2007

Über den Unterschied zwischen der Aktivität und dem Akt des passiven Beobachtens

Der Handelshafen von Valparaíso wird jeden Sommer außer von eine Vielzahl von Frachtschiffen auch von immer mehr Kreuzfahrtschiffen aus Europa und Nordamerika besucht. Die in den Zeitungen angekündigte Präsenz eines solchen Kreuzfahrtschiffes im Hafen löst jedes Mal eine Art kollektive Euphorie aus. Zu Hunderten kommen Schaulustige aus dem Umland um ihren Träumen in der Wirklichkeit zu begegnen.

Diese weißen Massen aus schwimmendem Eisen, die ohne Mühe die laszive Präsenz ihrer temporären Bewohner ertragen, überstrahlen den grauen Hafen und blenden die Bewohner einer Stadt, die durch Jahrhunderte an den Verkehr aller denkbaren Handelswaren über See gewöhnt sind. Denn sie werden enttäuscht durch das Desinteresse der Touristen, die ihre Stadt nur durch die Scheiben der Autobusse auf einer Rundfahrt sehen. Für die fernen Reiseveranstalter scheinen die kleinen Gässchen des Hafenviertels zu alt, die vielen Treppen zu dunkel und steil und überhaupt das Ambiente nicht geeignet für Personen, die diese Art von Reisen machen.

Wer beobachtet und wer wird beobachtet? Es scheint, dass die lokalen Touristen mehr vom Erscheinen der Kreuzfahrtschiffe profitieren als die mit ihnen Reisenden, die vorgeben, eine Stadt sehen wollen, und sie nur aus der Distanz fotografieren.